Das polnische Stettin ist mit seinen knapp 400.000 Einwohnern nicht nur die siebtgrößte Stadt Polens, sondern gleichzeitig auch die größte Stadt des deutsch-polnischen Ballungsraums, zu dem fast doppelt so viele Menschen gehören. Die rund 125 Kilometer von Berlin entfernte Stadt ist nicht nur ein attraktiver Universitäts- und Bildungsstandort, sondern verfügt als Hansestadt auch über einen großen, gut angebundenen Ostseehafen. Das Stadtbild ist geprägt von Wasser, Grünflächen und zahlreichen bedeutenden historischen und zeitgenössischen Bauten. Die dicht besiedelte, an der Oder liegende Stadt wird durch mehrere Arme des Flusses in verschiedene Teile getrennt, sodass sich einige Teile der Stadt auf Flussinseln befinden.
Vor diesem Hintergrund wird deutlich, wie anspruchsvoll das Projekt war, für das die Up-Telekom Sp. z.o.o. als Generalunternehmer verantwortlich zeichnete: Es ging um den Aufbau eines Verteilernetzes für Telekommunikation in Form eines Glasfaserstammkabels, das auf einer Trassenlänge von 11.290 Metern durch die sehr dicht bebauten Stadtteile Stettins führte. Um Stadtteile auf der rechten Seite der Oder mit dem Zentrum verbinden zu können, mussten drei innerstädtische Flussarme inklusive der Uferbereiche unterquert werden: Die West-Oder auf einer Länge von 231 m, der Parnicki Kanal über 210 m sowie der Fluss Regalica auf 426 Metern Länge.
Erfolgreiches HDD-Verfahren trotzt Herausforderungen
Für die Umsetzung wurde das 1989 gegründete, sehr erfahrene Bau- und Ingenieursunternehmen Hydropex unter der Leitung von Tomasz Raczynski beauftragt, das seit sieben Jahren grabenlose Verfahren anwendet. Nicht nur die großen Längen der Unterquerungen stellten eine Herausforderung für das Unternehmen dar, auch die geologischen Bedingungen waren alles andere als einheitlich: In und um Stettin kommen oft sandhaltige und ganz sandige wie auch tonige Böden vor, teilweise sind diese auch mit einem Torfanteil versehen, zudem gibt es in einigen Bereichen auch Moränenböden.
Die Umgebung der Baustellen bot weitere Herausforderungen: Die Arbeiten fanden stets innerhalb von dicht bebauten Wohngebieten, in unmittelbarer Nähe der Hafeninfrastruktur, teilweise bei laufender Wasserschifffahrt, im Bereich von kommunalen Straßen, in Uferbereichen und eben unter Gewässern statt, sodass mit vielen Unabwägbarkeiten zu rechnen war und gleichzeitig Eingriffe in die Oberfläche und Umgebung so gering wie möglich bleiben mussten.
Alle drei Bohrungen wurden mit dem steuerbaren horizontalen Spülbohrverfahren (HDD) ausgeführt, für das ein GRUNDODRILL 28Nplus von TRACTO eingesetzt wurde. Jede Bohrung fand in zwei Phasen statt: Die erste Phase war jeweils die durch Ortung begleitete Pilotbohrung, die zu großen Teilen aus einem Boot heraus umgesetzt werden musste. Die zweite Phase bestand aus der Aufweitung des Bohrdurchschnitts mit dem gleichzeitigen Einzug der HDPE200mm SDR11 RC-Mantelrohre. Das HDD-Verfahren ist ein äußerst flexibles und effizientes Bohrverfahren, das für komplexe Trassenverläufen in den unterschiedlichsten Bodenbedingungen sicher anwendbar ist.
Unterquerung der westlichen Oder
Bei der 231 Meter langen Unterquerung mitten im Zentrum von Stettin führte das Team von Hydropex im Juli 2024 die Pilotbohrung mit Hilfe eines Funkortungssystems vom Typ MAG8 und einer 19-Zoll-Sonde durch. Teilweise liegt die neue Rohrleitung hier nun auf einer Tiefe von bis zu 19,2 Metern unter der Erdoberfläche. Die Ortung erfolgte von einem Motorboot aus und konnte innerhalb von drei Arbeitsschichten bewältigt werden. Besonders kniffelig war es hier, zwischen den Stahlbewehrungen der Kaianlagen in Form von Larsenwänden und Horizontalankern hindurch zu arbeiten, teilweise musste ein Bereich mit einer Breite von 40 cm in 14 Metern Tiefe getroffen werden – was bei den durch den Stahl auftretenden Signalstörungen alles andere als alltäglich war.
210 Meter lang unter dem Parnicki Kanal hindurch
Bei der im September 2024 stattfindenden Pilotbohrung wurde der Bohrkopf mit Hilfe eines externen kabelgeführten Ortungssystems verfolgt, welches unempfindlicher gegen Signalstörungen sein sollte. Jedoch zeigte sich das System in der Praxis nicht so erfolgreich, immer wieder ging das Signal verloren. Nach fünf Tagesschichten konnte schließlich die Pilotbohrung erfolgreich aufgeweitet und die Rohrleitung eingezogen werden.
Düker-Rekord für Hydropex: 426 Meter unter der Regalica
Die dritte Unterquerung aus diesem Projekt stellte für Hydropex einen Rekordeinsatz dar: Der 426 lange Düker unter dem Fluss Regalica hindurch ist die bisher längste Unterquerung der Firmengeschichte, was aufgrund des begrenzten Platzes entsprechend aufwändig vorbereitet werden musste: Die Rohre wurden zunächst stumpfgeschweißt und aufgrund der begrenzten Fläche oval ausgelegt.
Die Pilotbohrung erfolgte dieses Mal wieder mit dem eigenen Funkortungssystem. Um dabei die Steuerung zu verbessern und Störsignale auszuschließen, ließ man den Schiffsverkehr für die Dauer der Probebohrung einstellen und spannte ein 200 Meter langes Seil von Ufer zu Ufer. Diese Maßnahmen und die langjährige Erfahrung der Mitarbeiter sorgten dafür, dass diese sehr lange Probebohrung mit großer Genauigkeit innerhalb von nur zwei Arbeitstagen abgeschlossen werden konnte. Das Team von Hydropex konnte jede einzelne Unterquerung in durchschnittlich zwei Wochen durch einen Trupp von 6 bis 9 Mitarbeitenden komplett umsetzen.
Top zufrieden mit dem GRUNDDRILL 28N Plus
Deren Erfahrungen mit dem GRUNDODRILL 28N Plus waren dabei äußerst positiv: Die Zug- und Vorschubkraft von 280 kN sowie die stufenlose Drehmomentregelung des Cummins Tier V-Motors sorgten zu jeder Zeit für die passende Leistung. Ebenso überzeugte die Aufzeichnung aller Bohrdaten, aus denen die Bediener wieder viele Erfahrungswerte gewinnen konnten, um z.B. mit Hilfe der Analyse bereits erledigter Abschnitte die Härte der Formation abzuschätzen.
Die Automatisierung des gesamten Bohrvorgangs, vom vollautomatischen Gestängehandling bis hin zum Einschalten der Spülung entlastete das Team deutlich von körperlich sehr anstrengenden Arbeiten und der Bediener konnte sich voll auf die eingestellten Parameter konzentrieren und sie während des Betriebs mit Potentiometern anpassen. Auch der Kraftstoffverbrauch von etwas über 9 Litern pro Stunde wurde für einen 6-Zylinder-Motor mit einer Leistung von 300 PS als sehr sparsam empfunden. Angenehm war auch die niedrige Geräuschemission der Maschine, die dafür sorgt, dass der Fahrer in der Kabine Gespräche von außen und wichtige Informationen hören kann.
Allen Beteiligten war klar, dass bei diesem Projekt die grabenlose Methode absolut alternativlos war – denn nicht nur unter den Flüssen und Uferbereichen hindurch, auch innerhalb der dichten innerstädtischen Bebauung wäre eine offene Bauweise extrem disruptiv, kostspielig und zeitaufwendig gewesen. Mit der grabenlosen Technologie konnte das Glasfasernetz in Stettin in einer sehr kurzen Zeitraum auf minimalinvasive Art kostensparend und störungsarm ausgebaut werden.
TRACTO ist Mitbegründer, Gestalter und Innovator der grabenlosen Technik. Das Unternehmen mit Stammsitz in Lennestadt-Saalhausen entwickelt, produziert und vertreibt Maschinen und Zubehör für die grabenlose Verlegung und Erneuerung von Rohrleitungen. Diese ressourcenschonende und nachhaltige NODIG-Technik findet Anwendung beim Bau von Leitungs-Infrastrukturen für Wasser, Gas, Strom, Telekommunikation, E-Mobilität und Fernwärme, bei der Glasfaservernetzung, im Pipelinebau sowie in der Abwasserentsorgung. Die Kunden für diese innovativen Systeme kommen hauptsächlich aus dem Bereich Tiefbau und Spezialtiefbau, aber auch Versorger und Netzbetreiber zählen dazu. Seit der Gründung im Jahr 1962 hat TRACTO zahlreiche bahnbrechende grabenlose Lösungen entwickelt und ist heute der weltweit einzige Vollanbieter für grabenlose Technologie. Das Unternehmen mit Repräsentanzen in ganz Deutschland und Schwesterfirmen in der Schweiz, Großbritannien, Frankreich, Australien und den USA hat weltweit rund 850 Mitarbeiter.
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